Dienstag, 24. Januar 2012

Lateinunterricht

Mein Lieblingsfach in der Schule ist- ob man es glaubt oder nicht- Latein.
Ich weiß, für viele ein absolutes Hassfach, völlig unverständlich also, warum ich mich in meiner Freizeit hinsetze, und begeistert irgendwelche verschlüsstelten Sätze übersetze, Konjugationsblöcke anfertige oder Deklinationstabellen ausfülle. Ich glaube, ich habe echt einen an der Klatsche :)

Vor ein paar Tagen, bei der letzten Lateinstunde, habe ich aber mal wieder gemerkt, was mir an der alten Sprache so gut gefällt. Die Gedichte damals haben sich ja nicht gereimt, sie hatten "nur" einen besonderen Rhythmus, den man durch den Klang der Wörter einhalten musste. Und genau das ist doch das faszinierende, wenn dann trotz des komplizierten Maßes solch wunderschön klingende Verse hervorgebracht werden mit Inhalten, bei denen es Spaß macht, sie zu übersetzen! Momentan sind wir bei den "Amores" von Ovid, Liebeselegien.

Letztens hatten wir einen Vers, der mir besonders gut gefallen hat:

"Odi et amo, quare id faciam fortasse requiris,
Nescio, sed fieri sentio et excrucior."

Ich hasse und ich liebe zugleich, du verlangst zu wissen, warum ich dies tue.
Ich weiß es nicht, aber dass es geschieht, fühle ich und ich quäle mich.

Das schrieb Catull in seinem bekannten "carmen 85". Soetwas ähnliches hat auch Ovid, den wir ja momentan hauptsächlich übersetzen, in seinen Amores:

"Sic ego nec sine te nec tecum vivere possum,
et videor voti nescius esse mei."

So kann ich nicht ohne dich und nicht mir dir leben,
und es scheint, als wäre ich mir über meinem Wunsch nicht im Klaren.

Ich finde es faszinierend, wie die Dichter schon damals Themen aufgegriffen haben, die wir auch heute noch kennen, wenn man zum Beispiel Liebeskummer hat. Und in meinen Augen, oder besser Ohren, klingen diese Verse einfach wie Musik, weil sie allein vom Wortklang her schon das ausdrücken, was sie eigentlich inhaltlich meinen.

Neeeeiiin, ich bin kein Freak, um Gottes Willen. Aber jeder hat seine Macken, stimmts? Ich gebe euch noch einen Tipp: Wollt ihr eurem Freund oder eurer Freundin eine etwas besondere Liebeserklärung machen, dann nutzt doch einfach Ovids Worte:

"Quidquid eris, mea semper eris."

Was auch immer du sein wirst, du wirst immer die meine sein.

Wahlweise könnt ihr "mea" durch "meus" ersetzen, wenn ihr euren Freund ansprecht. Aber das kann man genauso gut für eine gute Freundin benutzen! Wunderschön *.*

Und ja, ich gebe zu, ein ganz kleines bisschen bescheuert bin ich schon :) Ich hoffe, ich konnte euch mitreißen in die wunderbaren Tiefen der lateinischen Sprache. Ansonsten dürft ihr euch gerne mal rächen, wenn ihr mir mal etwas von Biochemie oder Mathematik vorschwärmen wollt :P

Lena


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